Die Gründung des Kolping-Chores geht auf das Jahr 1865 zurück. Kaplan Lindemann von St. Georg hatte seiner Zeit auch die Handwerker zu betreuen, die in den Jahren 1864 bis 1870 an der St.-Georg-Kirche umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführten und dem Gotteshaus unter anderem ein neues Dach bescheren sollten.

Die Handwerker pfiffen und sangen während ihrer Arbeit auf dem hohen Kirchturm, vielleicht auch, um sich von der stets gegenwärtigen Gefahr dort oben abzulenken. Der Kaplan war von dem Gesang der Handwerker angetan und bestärkte sie darin, sich regelmäßig zum gemeinsamen Singen zu treffen. Der Bocholter Gesellenchor war geboren.

Etwa 8 Jahre später gründete sich der katholische Gesellenverein in Bocholt, der Vorläufer der Kolpingsfamilie Bocholt- Zentral und der Gesellenchor wurde organisatorisch als Abteilung in den Verein eingegliedert.

Der Kolping-Chor mit seinem Dirigenten Kaplan Lehmköster in den 20er Jahren

Im Jahr 1887 gründete der Kaplan Casser den Kirchenchor St. Georg, der sich zunächst maßgeblich aus Mitgliedern des Gesellenchores zusammensetzte. So kann man aus heutiger Sicht durchaus sagen, dass der Kirchenchor St. Georg damals aus dem Kolpingchor hervorgegangen ist.

Seit 1899 ist der Kolping-Chor Bocholt ordentliches Mitglied im Sängerbund.

Während des 1. Weltkrieges, also von 1914 bis 1918 ruhte die Chorarbeit. Sylvester 1918 jedoch wurde das Singen unter dem damaligen Präses Beckmann wieder aufgenommen. Es folgten die “goldenen Zwanziger” unter dem Präses Kaplan Lehmköster.

Einen schweren Einbruch hat es natürlich während des 2. Weltkrieges, also in der Zeit von 1939 bis 1945 gegeben, als viele Sänger zur Front mussten und der Rest des Chores sich notgedrungen dem Kirchenchor St. Georg anschloss.

Im Jahre 1946 wurde unter der Leitung des Küsters und Organisten Josef Sieverding der Probe- und Singbetrieb wieder aufgenommen. Präses der Kolpingsfamilie war damals Kaplan Havermann, der Kontakte zu internationalen Musikgruppen knüpfte. Es folgten diverse Chorfahrten ins europäische Ausland, darunter auch eine Fahrt nach Bocholts Partnerstadt Aurillac. Auf dem Weg dorthin fuhr man durch Belgisch-Limburg, wo man plötzlich feststellte, dass es auch dort ein Städtchen mit dem Namen Bocholt gibt. Der Kolpingchor war somit an dem Zustandekommen der Städtepartnerschaft zu diesem Örtchen maßgeblich beteilgt.

1965 erhielt der der Chor die vom Bundespräsidenten Theodor Heuss 1956 gestiftete Zelter-Plakette. Diese staatliche Auszeichnung ist für Chorvereinigungen bestimmt, die sich über 100 Jahre lang besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben.

1984 hat sich der Kolping-Chor unter der Leitung von Theo Koppers beim Bundesleistungssingen den begehrten Titel „Meisterchor“ ersingen können.

1990 begeht der Chor sein 125-jähriges Jubiläum mit einem Opern-Chorkonzert im Schützenhaus der Stadt Bocholt unter Mitwirkung des Symphonieorchsters Bottrop und Werner Lechte (Bariton) und Ruth Kronenefeld (Sopran) als Solisten.

Eine Woche später lud der Chor aus dem gleichen Anlass befreundete Chöre zu einem Freundschaftssingen in das Städt. Bühnenhaus ein. Dieser Einladung folgten der Kolpingchor Goch, der Quartettverein Bocholt mit dem MGV „Concordia“ Heiden, der MGV „Sängerbund“ Bocholt, der Kolpingchor Oberhausen-Sterkrade 1885 und der Ulfts Mannenkoor ’57.

1991 konnte der Kolping-Chor an den Erfolg aus dem Jahre 1984 noch einmal anknüpfen und bestand die Wiederholprüfung für den Meisterchortitel beim Leistungssingen.

1992 Verabschiedung des langjährigen Dirigenten und Chorleiters Theo Koppers. Es folgen zwei kurz Dirigententätigkeiten von Ludwig Wegesin und Thomas Rieff bis:

1996 im März übernimmt Klaus Helfen die Chorleitung und leitet eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit ein.

2005 feierte der Chor sein 140-jähriges Jubiläum mit allen Chören, die im Kolpinghaus Bocholt proben.

2015 wird die 150-Jahrfeier begangen mit einem Jubiläumskonzert im Mai d.J. im Städt. Bühnenhaus unter Mitwirkung der Solisten der „Muse um 7“, bestehend aus Petra Niestegge und Claudia Küper, Anna Maats, Martina Meinen, Josef Grunden und Winni Biermann und mit Klavierbegleitung von Martin Helfen. Bei diesem Konzert wirken auch erstmals die 19er als Untergruppe des Kolping-Chores mit.

Es folgt im September des Jahres 2015 eine Festwoche mit einem Freundschaftssingen folgender Chöre: Flenderchor 1989, Quartettverein Bocholt, MGV „Sängerbund“ 1885 Bocholt, MGV Sängerbund Lackhausen 1879 und der gemischten Chöre Kirchenchor St. Georg Bocholt und Cappella Cantica. Die Festwoche begann mit einem Festgottesdienst in St. Georg am 12.09.2915 und endete mit einem zünftigen Frühschoppen am Sonntag dem 20.09.2015.

2020 die längste Unterbrechung der Chorproben nach dem Krieg. Wegen der Coronapandemie ruht die Probenarbeit und alle Konzert- und Reisetätigkeit des Chores vom 12. März 2020 – 19. August 2021. Die allermeisten Sänger sind nach dieser langen Unterbrechung mit Freude wieder zu den wöchentlichen Chorproben zurückgekehrt und haben damit bezeugt, wie wichtig ihnen die starke Gemeinschaft ist.

2023 nach Übernahme des Kolpinghauses durch einen anderen Betreiber und Fortführung unter dem Namen Stadthotel Bocholt als reiner Hotelbetrieb verabschiedet sich der Kolpingchor schweren Herzens von seinem von allen Sängern geschätzten „Haus der Chöre“ und beendet damit eine seit Mai 1952 bestehende Tradition in diesem Haus, die auch vor dem Krieg schon im Vorgängergebäude bestanden hat. Wir werden ab Januar

2024 die Probenarbeit im Pfarrheim von St. Paul an der Breslauer Str. fortsetzen, das wir auch schon während der Coronapandemie als Probenort kennenlernen konnten.